Gespeichert von Koronius am 22. Juni 2010 - 17:01
(letzte Aktualisierung: 2. Mai 2020 - 3:22)

Mitten in einem leblosen Land lag einst die Stadt Luran. Trotz der staubigen Ödniss die diese Stadt umfing, war Luran eine blühende Siedlung, voller Leben. Ermöglicht wurde dies durch die zahlreichen Brunnen, die vor vielen Jahren von Nomaden angelegt wurden die dort ihre Lager aufschlugen. So war Luran nicht für seine Bewohner ein Ort des Friedens und der Ruhe, sondern auch für Reisende ,die sich in den weitreichenden Ebenen, die Zue genannt wurden, verirrt hatten die Südlich und Westlich von Luran lagen.
Im Norden ragte eine majestätische Bergkette empor die sich wie eine schützende Hand um Zue legten. Weit im Westen, in einer Gegend die nur wenigen bekannt war, lagen die Ruinen einer alten Burg. Niemand wusste, wann diese Burg erbaut wurde, noch wusste jemand wann sie zerstört wurde. Es wollte auch niemand wissen, denn ein unheimlicher Schleier legte sich um die Herzen aller, die sich sich dieser Burg näherten.

Wir schreiben den 67. Tag des Sommers im Jahr vor dem großen Regen. In Luran kroch gerade die brennende Sonne über die flachen Dächer der Stadt, als in Lahe, einem kleinen Tempel südlich von Zue, der Abt das Morgengebet sprach.

„Brüder, öffnet eure Herzen. Ein neuer Tag ist angebrochen, lasst uns beten“ er faltete die Hände und senkte voller Demut den Kopf. Ruhe kehrte ein in den Herzen der Mönche. Der Abt erhob erneut die Stimme. Er sprach einige Gebete, dankte dem Allmächtigen und die Mönche verließen den großen Saal, nur einer blieb noch sitzen und lauschte der nun eintretenden Stille. Im Gegensatz zu den anderen Mönchen, die alle schneeweiße Roben trugen, trug dieser Mönch einen feuerroten Umhang, auch seine schulterlangen Haare waren Feuerrot.
Als der Abt an ihm vorbei ging, auch in Richtung Ausgang, warf der Rothaarige ihm einen gelangweilten Blick zu. „Was schaust du so teilnahmslos drein Bruder ?“ „Du bist wirklich langweilig“ „Wie bitte?“ „Na deine Gebete sind immer gleich...wie wäre es mal mit etwas neuem? Die Mönche langweilen sich doch zu Tode“ der Abt wurde sichtbar wütend. „Also wenn du so weiter machst...“ der Rotschopf stand auf und ging langsam an dem Abt vorbei „Wird niemand mehr dem Allmächtigen huldigen wollen“ der Abt hielt ihn an der Schulter fest
„Hüte deine Zunge. Auch als Jünger des Narren bist du zur Treue verpflichtet. Noch ein Wort und ich werde deinem Meister über dein frevelhaftes Verhalten unterrichten“ „Jaja ist ja schon gut. Ich bin ruhig“ der Rothaarige winkte den Abt ab und ging rasch aus dem Tempel hinaus, in dem das Morgengebet gesprochen wurde. Dem mittelschweren Wutanfall des sonst so ausgeglichenen Abtes konnte er auf diese Weise entgehen. Eine kalte Brise wehte über den Platz von Lahe.
Sein Blick wanderte die Tempelmauern entlang und blieb an einer Halle haften, die sich neben dem Eingang befand. Raschen Schrittes ging er auf sie zu, denn er hörte schon wie jemand wild seinen Namen fluchte „Lucien wo bist du?“ „Meister, hier bin ich“ Lucien trat durch die Tür und kniete nieder. „Verzeiht ich war beim Morgengebet“ „Du? Beten?“ der Meister sah sich kurz um „Lächerlich. Steh auf und fange mit deinen Übungen an“ „Sehr wohl“ Lucien stand auf und ging in eine kleine Nebenkammer.

Lahe war nicht nur ein Tempel, in dem Gläubige die Macht des Allmächtigen anpriesen. Lahe war außerdem einer der wenige Sitze des „Orden des Narrens“. Die Anhänger dieses Ordens, ihres Zeichens gut ausgebildete Kämpfer und Magier, verehrten eine antike Gottheit, den Narren. Der Name mag Verwirrung stiften, denn die Ziele des Ordens hatten weniger mit Jux und Spaß zu tun. Die Jünger des Narren, wie sie sich nannten, strebten nach geistiger und seelischer Erlösung indem sie andere Menschen, meist Mönche oder Gläubige anderer Gottheiten beschützten.
Durch tägliches, hartes Training in den verschiedensten Schulen der Magie und des Kampfes, gehörten die Jünger des Narren zu einer praktisch elitären Einheit, die von den Meistern befehligt wurde, erfahrene Diener ihres Gottes. Unter den Jüngern gingen oft Gerüchte um, dass die Meister ihre Befehle vom Narren höchst persönlich erhalten würden.

Lucien holte aus. Die Spitze seines Stabes bohrte sich in eine mit Stroh ausgestopfte Übungspuppe. „Und damit willst du deinen Feind nieder strecken? Da hätte dir selbst ein altersschwacher Wolf ohne Beine ausweichen können“ „Ja Meister“ Lucien verzog sein angestrengtes Gesicht zu einer beleidigten Fratze „Ich will dass du diese Puppe durchlöcherst. Sie soll so aussehen wie der Lochkäse aus Lasah!“ „Ja Meister“. Er fixierte die Puppe. Das Magie-Training stand zwar noch an, aber warum sollte er nicht schon jetzt ein wenig zaubern?. Er umfasste den Griff seiner Waffe mit beiden Händen und stieß sich mit beiden Füßen vom Boden ab.
Noch im Sprung holte er aus und stach zu. Nach dem ersten Stoß umgab Lucien ein schwaches violettes leuchten und noch bevor er wieder auf dem Boden landete, flog seine Waffe durch die Luft, angetrieben durch die berauschend rasanten Schläge Luciens.
Der Boden wölbte sich unter seinen Füßen als er wieder aufrecht vor der Puppe, oder zumindest was davon übrig war, stand. Breit grinsend drehte er sich herum, kassierte aber nur einen kräftigen Hieb auf die Backe. „Habe ich gesagt du sollst Magie verwenden? Nein habe ich nicht. Du sollst auch ohne Magie schnell genug sein. Außerdem habe ich gesagt du sollst die Puppe durchlöchern, nicht zu Brei schlagen!“ der Meister holte Luft „Wenn du so weiter machst wirst du niemals die fortgeschrittenen Kampftechniken erlernen, so wie deine Brüder. Wir sind hier um die Mönche zu beschützen, nicht um mit den Gaben zu spielen, die der Narr uns gegeben hat“ der Meister holte erneut Luft, da fiel ihm Lucien ins Wort „Meister, ich will nicht anmaßend sein, aber durch die Kombination der Techniken werde ich viel flexibler sein, außerdem steht in den Schriften des Narren, dass ein jeder seinen eigenen Weg wählen soll“

letzteres hätte er besser nicht gesagt, denn damit hatte er einen wunden Punkt des Meister getroffen. Die Auslegung der heiligen Schriften, vor allem diese, die nicht mit der seinen übereinstimmten, waren ihm ein Dorn im Auge. So begann er, wie schon so oft, eine Diskussion mit Lucien über die ethischen Grundsätze ihres Glaubens. Das Ergebnis blieb wie immer dasselbe: Der Meister behielt Recht, da Lucien seine Weisungen und Ansichten ohne zu zögern zu akzeptieren hatte, dazu verpflichtete ihn sein Eid.
Da er aber durch eben diese Diskussion seinen Eid mehr oder weniger gebrochen hatte, brummte ihm der Meister stets eine sehr unangenehme Aufgabe auf. In diesem Falle beauftragte er Lucien damit, die Mauern von Lahe zu putzen. Mit einem Eimer und einem langen Besen bewaffnet machte sich Lucien murrend an die Arbeit, als ein Bote in die Abtei gelaufen kam.

Der Abt, der sich mittlerweile über Luciens lockere Zunge abgeregt hatte, empfing den Boten mit einer Umarmung, denn es war deutlich zu sehen, dass dieser aus Luran stammte. „Mein Freund, was kann ich für dich tun?“ „Ich weiß eure Gastfreundlichkeit zu schätzen, aber ich komme mit schlechter Kunde“ „Sprich Freund“ der Abt legte seine Stirn in falten als der Bote zu sprechen begann „Unsere Anführerin hat den Überfall einer Bande vorausgesehen, die raubend und mordend durch das Land zieht. Wir erbitten nun eure Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten“ betretene Stille herrschte für kurze Zeit, da sprach der Bote weiter, ohne dabei seine Höflichkeit außer Acht zu lassen „Euer Tempel beherbergt doch einige Jünger des Narren, wenn ihr nur einen von ihnen entsenden könntet, wäre ganz Luran geholfen“ der Abt legte seinen Arm um die Schulter des Boten

„Lurans Bitte soll nicht ungehört verhallen mein Freund. Ruhe du dich aus von deiner Reise. Iss und trink so viel du magst, ich werde sofort alles wichtige in die Wege leiten“ während der Bote von einem weiteren Mönch in den Speisesaal geführt wurde und über die Angebote der Küche in Kenntnis gesetzt wurde, eilte der Abt zu der Halle, in der sich die Anhänger des Narren versammelt hatten um zu meditieren.
Als er den Raum betrat wunderte er sich, denn er konnte Lucien nirgends sehen. Seine roten, leuchtenden Haare waren unter den vielen Glatzen der Mönche so auffällig wie ein Paradiesvogel in einer eisigen Landschaft. Die anderen Jünger des Narren hatten zwar auch sehr beeindruckende Haarprachten, dennoch war Lucien durch seinen extravaganten Schopf auch hier das erste, was einem ins Blickfeld fiel.

Die Jünger des Narren, es waren 4 hochgewachsene, muskulöse Männer, und der Meister saßen im Schneidersitz um einen Haufen glühender Kohlen. Neben dem Meister und einem Jünger, der ein weites, schwarzes Gewand trug, war ein Platz frei. „Verzeiht wenn ich eure Meditation störe...“ versuchte sich der Abt Gehör zu verschaffen, aber niemand schien ihn zu beachten. Auch ein auffällig lautes Räuspern brachte nicht viel. Plötzlich packte ihn eine starke Hand an der Schulter und zog ihn zurück. Erschrocken fuhr der Abt herum.
Er blickte in Luciens jugendliches Gesicht. „Versucht es gar nicht erst Abt. Während der Meditation sind wir Anhänger vollkommen abgeschottet zur Außenwelt, der Narr selbst spricht zu uns“ er ließ den Abt los und pfefferte wütend den Besen und den Putzeimer auf den Boden „Und wegen dieser sch....“ er riss sich zusammen „gerechtfertigten Strafe, habe ich seine Worte schon zum fünften mal verpasst“ „Ist das denn schlimm?“ erkundigte sich der Abt „Eigentlich nicht die Worte des Narren sind an sich immer dieselben“ Lucien grinste. Er wusste dass der Abt nach deren Inhalt fragen wollte, aber es war ihm verboten. Die Worte des Narren waren nur für seine Jünger bestimmt, für niemanden sonst.

„Was wolltest du von uns?“ fragte Lucien, während er den Abt zurück zum Tempel begleitete „Nun...ein Bote aus Luran ist eingetroffen. Seine Stadt wird wohl bald von Räubern angegriffen, das hat zumindest ihre Seherin vorhergesagt“ „Du meinst Mei-Lin? Aber ist sie nicht noch ein Kind?“ „Ihre Fähigkeiten stehen außer Zweifel, deswegen ist sie auch die Anführerin der Bewohner von Luran“ „Das ist ja Irre“ lachte Lucien. „Jedenfalls...“ der Abt drehte sich zu Lucien „Müssen wir einen von euch Jüngern dort hin schicken, um Luran zu helfen. Mehr als einer wird auch nicht nötig sein um mit Hilfe von Mei-Lin die Räuber zu vertreiben“ „Das stimmt wohl. Und jetzt willst du warten bis die da drinnen fertig sind mit meditieren?“ „Ja“ „Ist nicht nötig!“ rief Lucien und grinste den Abt selbstgefällig an „Aber...brauchst du dafür nicht?“ „Ich brauche gar nichts, nur meine Ausrüstung und die kann ich sofort hohlen. Wenn du Luran schnell helfen willst, schick mich. Bis der Meister eine Entscheidung gefällt hat, ist es womöglich schon zu spät!“ Der Abt überlegte kurz.

Lucien hatte recht, darin bestand keinen Zweifel, aber die Vergangenheit hatte gezeigt, dass Luciens Ratschläge eher zum Unglück Aller beitrugen als irgendeinem zu nützen. „Na dann, packe deine Sachen, du wirst noch heute abreisen“ „Sehr gerne Abt“ Lucien verbeugte sich und eilte in sein Quartier. Das war die Gelegenheit aus diesem langweiligen Tempel zu entkommen und endlich etwas zu erleben. Er wollte das gelernte endlich anwenden können. Eilig, aber dennoch voller Sorgfalt legte er seine Ausrüstung zusammen. Der Harnisch aus widerstandsfähigem, mit roten und violetten Narrenkristallen besetzten Stahl.
Die Beinplatten, die auf gleiche weise verziert waren und die festen Stiefel aus robustem Leder und einer stabilen Eisensohle. Wie es bei den Jüngern des Narren üblich war, legte er seine Ausrüstung sofort an. Die mit kleinen Metallplättchen besetzten Handschuhe aus hellem Büffelleder waren das letzte was er anzog. Im herausgehen warf er sich seinen roten Mantel um, der seine Rüstung geschickt verdeckte. Mit seinem Stab als Waffe, hätte ihn so jeder für einen harmlosen Wanderer gehalten.

So ausgerüstet marschierte er zu den Ställen, um dort auf den Boten zu warten, der nach kurzer Zeit ebenfalls eintraf. Sein Pferd war leicht zu erkennen, denn es war kleiner und bulliger als die anderen Pferde der Mönche. Lucien nahm einen Rucksack mit Verpflegung von einem der Mönche entgegen, da trat der Abt an ihn heran. „Lucien, ich wünsche dir viel Glück. Ich werde für dich beten“ „Ich auch für dich“ lachte dieser. „Du verdammter...“ fluchte der Abt und entfernte sich rasch, wahrscheinlich um seiner Wut an einem anderen Ort freien Lauf zu lassen. Lucien schenkte ihm keine weitere Beachtung und verstaute die Verpflegung. „Bote, wie lange werden wir reisen?“ erkundigte er sich „Wir werden, wenn wir schnell reiten nur 2 Nächte unterwegs sein“„So sei es“ Lucien verabschiedete sich von einigen Mönchen, die gekommen waren um ihm viel Glück zu wünschen, dann ritten die beiden die Straße Richtung Norden entlang. Den Wutausbruch seines Meisters, bekam Lucien schon nicht mehr mit.

Im wilden Galopp ritt Lucien hinter dem Boten her. Erst als die Nacht eine vollkommene Dunkelheit mit sich brachte, machten die beiden Rast. Während sie am Lagerfeuer saßen, sprachen die beiden kaum miteinander, auch wenn Lucien immer wieder das Gespräch suchte. Der Bote blieb stumm und starrte ins Feuer. Am nächsten Tag ging es früh weiter, sodass sie am frühen Nachmittag des nächsten Tages Zue erreichten. Lucien war beeindruckt von der großen Ödniss die sich vor ihm erstreckte „Und da müssen wir durch?“ „Ja“ „Und du kennst den Weg? Ich meine hier sieht alles gleich aus“ „Nicht für mich“ sein Vertrauen in die Erfahrung des Nomaden war begrenzt und deswegen schickte Lucien ein kleines Gebet an den Narren.
Dessen Antwort war, was ihn sehr verwunderte, denn normalerweise antwortet der Narr nicht auf Gebete, ein leises, aber lange andauerndes Gekicher. Mehrere Stunden verfolgte es Lucien, der sehr an der Güte seines Gottes zweifelte, da dieser es vor zog seinen Anhänger zu verspotten statt ihm zu helfen. „Das ist nur weil ich meinen Meister ignoriert habe...“ fluchte er, als das Gelächter schon 3 Stunden anhielt und immer noch nicht verstummen wollte. Mit einem mal hörte es auf und eine freche Stimme gackerte „Erkenntnis kleiner Lucien“ der ganze Konflikt zwischen Lucien und seinem Gott entging dem Boten völlig, er wunderte sich nur, warum Lucien plötzlich beschämt den Kopf senkte.

„Es wird bald Abend“ rief der Bote und gab seinem Pferd die Sporen. Die Staubwolke, die er zurück ließ, blendete Lucien „Ja toll danke“ auch er ritt zu, aber nach kurzer Zeit bremste er sein Pferd ab. Der Dreck, den der Bote aufwirbelte, raubte ihm vollends die Sicht. „Hey, halt an! Ich sehe nichts mehr!“ und tatsächlich: Nach kurzer Zeit legte sich die Staubwolke, der Bote aber war verschwunden. „Verdammt!“ fluchte Lucien und suchte den toten Horizont ab.

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Die untergehende Sonne tauchte das kahle Land in ein rot-goldenes Licht, als Lucien recht verloren auf seinem Pferd einem imaginären Pfad folgte. Der Bote hatte skurriler weise keine Spuren in dem trockenen Boden hinterlassen und Lucien Versuche sich irgendwie zu orientieren waren vollends fehlgeschlagen, da es außer Sand, vertrockneten Pflanzen und Steinen keine großartigen Anhaltspunkte gab. Alles sah gleich aus. „Wie ein riesiges Katzenklo“ lachte Lucien. Als es Nacht wurde, schlug er ein Lager auf und schlief rasch ein.

Als die Sonne seinen Körper auf wärmte, erwachte Lucien aus seinem traumlosen Schlaf. Eilig raffte er seine Sachen zusammen und stieg auf sein Pferd. Obwohl es noch früh am Morgen war, drückte ihn die gewaltige Hitze nieder. „Lass uns weiter reiten“ sprach er zu seinem Pferd und folgte dem Pfeil, den er am Vorabend in den Boden geritzt hatte, um nicht wieder zurück zu reiten. Er war noch nicht lange unterwegs, da erspähte er einen langen Schatten am Horizont „Luran!“ rief er „So ein Glück!“ er gab seinem Pferd die Sporen und stand so schon nach wenigen Stunden vor den ersten Häusern. Im Gegensatz zum Tempel wurde Luran nicht von Mauern geschützt. Die Häuser standen wild umher wie durch die Gegend geworfene Kiesel. Im Schritttempo ritt Lucien eine größere Straße entlang, die zu einem großen Platz führte, in dessen Mitte sich ein Brunnen befand. Einige Menschen schauten zu ihm auf als er ab stieg und sein Pferd an einem Pfahl an band. Er schulterte den Rest seiner Verpflegung und ging über den Platz.

„Verzeiht, aber wo finde ich eure Anführerin?“ die Frage traf den Passanten wohl ziemlich unerwartet denn er stand eine Weile einfach nur da, bevor er antwortete „Sie ist zu Hause. Am Westende der Stadt, das große Haus“ er deutete mit dem Finger eine kleine Gasse entlang. „Habt dank“ Lucien ging raschen Schrittes die Gasse entlang, bis er zu besagtem Haus kam. Es sah nicht wie das Haus einer mächtigen Anführerin aus, eher wie ein Mehrfamilienhaus. „Jemand zu Hause?“ „Ja einen Moment bitte“ nach kurzer Zeit machte eine ältere Frau auf und lächelte den Fremdling freundlich an.
„Was kann ich für euch tun?“ „Ich bin Lucien vom Orden des Narren. Ich wurde geschickt um euch gegen die nahe Bedrohung zu verteidigen. Ich muss Mei-Lin sprechen“ die alte Frau lachte „Ja natürlich. Davon hatte Mei-Lin erzählt. Bitte komme doch rein. Fühle dich ganz wie zu hause“ als Lucien eintrat sah er sich verwundert um. Er befand sich in den bescheidenen vier Wänden einer anscheinend nicht sehr wohlhabenden Familie. Einen Raum weiter befand sich eine große Kochstelle auf der ein Topf fröhlich vor sich hin brodelte
„Entschuldige mich Lucien, ich muss nur gerade schauen dass nichts anbrennt“ die alte Frau ging eilig in den Nebenraum. Lucien legte das Bündel mit der Verpflegung ab und setzte sich auf einen großen Holzstuhl. „Hier wohnt also die mächtige Seherin Mei-Lin? Wie kann jemand so wichtiges in einem so gewöhnlichem Haus wohnen?“ er fuhr sich mit der rechten Hand durch sein rotes Haar und lehnte sich zurück als die alte Frau wieder kam.

Er schaute sie fragend an und sie erwiderte den Blick „Und du bist also einer von Mei-Lins Freunden...“ sie begann zu kichern „Nein, Mei-Lin hat nach mir schicken lassen damit ich ihr helfe“ Lucien sah die alte Frau verwundert an. „Ich bin ein Jünger des Narren“ „Ihr spielt ja ein komisches Spiel...“ „Das ist kein Spiel! Diese Stadt wird bedroht“ Lucien stand verärgert auf und baute sich vor der Frau auf „Ist ja gut, du kannst meine Tochter sehen. Ihr Zimmer ist die Treppe hoch die zweite Tür rechts“ „Ihre was...?“
Lucien kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mei-Lins Mutter ging wieder zurück in die Küche, denn das was sich im Topf befand, war schon am überkochen. Lucien riss sich wieder zusammen und ging langsam die breite, aus dunklem Eichenholz gefertigte Treppe hinauf. „Natürlich, so ein kleines Kind lebt noch bei seinen Eltern. Das ist die perfekte Tarnung. Hier würde kein Feind der Welt eine Anführerin vermuten“ leicht über seine eigene Ignoranz lachend klopfte Lucien an die zweite Tür auf der rechten Seite. „Mei-Lin?“ keine Antwort.

Er klopfte erneut, aber es kam wieder keine Rückmeldung. Vorsichtig öffnete er die Tür und warf einen Blick in den Raum. Es war ein gemütlich eingerichtetes Kinderzimmer mit einer Menge Stofftieren. Plötzlich wurde die Tür von Innen zugeschlagen. „Geh weg!“ keifte eine piepsige Mädchenstimme. Lucien versuchte die Tür zu öffnen, aber sie wurde von der anderen Seite zugehalten. „Geh weg! Hau ab!“ „Aber Mei-Lin, ich wurde geschickt um dir zu helfen!“ „Hau ab!“ „Der Bote den du geschickt hast, hat mir gesagt, Luran würde angegriffen werden“ „Jetzt geh endlich!“ Lucien verdrehte genervt die Augen „Jetzt lass mich rein, ich will dir doch nur helfen“ „Ich brauche deine Hilfe nicht. Hau ab!“

Nach einigem Hin und Her sah Lucien ein, dass es zwecklos war, gegen dieses kleine Kind ankommen zu wollen. Er hätte die Tür mit Leichtigkeit öffnen können, aber der Einsatz von roher Gewalt war in einer solchen Situation unangebracht. Daher zog er sich lautlos zurück, ohne Mei-Lins Gekreische weiter Beachtung zu schenken.
Als er am Ausgang des Hauses stand, stützte er sich auf seinen Stab und sah die alte Frau an „Verzeiht bitte, Mutter von Mei-Lin...“ sie schaute zu ihm „Wo kann ich die Nacht verbringen und ein gutes Abendessen zu mir nehmen?“ „Nördlich des großen Platzes ist ein kleines Gasthaus, nicht zu übersehen“ „Habt dank...ach und dies ist für euch“ er legte das Bündel mit den Resten seiner Vorräte auf den Tisch. „Danke. Vielen Dank mein Herr“ ohne sich lange in seiner Wohltätigkeit zu sonnen verließ Lucien das Haus rasch und machte sich auf den Weg zu dem Gasthaus.

Während er durch die Straßen von Luran ging, wurde er aufgrund seiner Erscheinung von vielen Bewohnern beobachtet, bis ihn kurz vor dem Gasthaus eine junge Dame ansprach.

Wenn die Bewohner von Luran eines gut konnten, was nicht mit dem Überleben in der Wüste zu tun hatte, dann waren es ausgelassene Feste. Genau so eins war es, wozu Lucien von dem Mädchen eingeladen wurde. Sie schien um einiges jünger als der kräftig gebaute Diener des Narren, was diesen aber nicht störte. Sie lud ihn ein, bei einer Geburtstagsfeier ihr Tanzpartner zu sein. Lucien konnte zwar nicht tanzen, dennoch nahm er an.
Der Abend war lang und zu eher mittelprächtiger Musik wurde voller Genuss gefeiert. Lucien tanzte, aß, trank und sang. Bis er sich erschöpft aber glücklich in eines der Betten fallen lies, die in dem Gasthaus leer standen.
Sein Schlaf war tief und traumlos, denn der Narr nimmt seinen Gläubigen die Fähigkeit in die eigene Fantasie und Traumwelt einzutauchen. Ein geringfügiger Preis für das, was er ihnen dafür gibt, was aber erklärt, warum die Jünger des Narren im Allgemeinen als sehr unkreativ und, im wahrsten Sinne des Wortes, Fantasielos gelten.

Lucien öffnete seine Augen. Er konnte nicht mehr schlafen, denn ein beißender Gestank drang in seine Nase. „Irgs was ist das?“ schlaftrunken stand er auf und ging zu seiner Zimmertür. Ihm fiel auf dass der Raum in dem er geschlafen hatte relativ ramponiert war. Spinnweben zierten die Ecken der Wände. „Was für eine Absteige“ sagte er und öffnete die Tür.
Das Gesicht war blass und verschimmelt. Eines der Augen fehlte, das andere war nur noch ein zerfallener, schwarzer Klumpen.
Die Haare hingen in blutigen, verklebten Strähnen vom Kopf und zahllose offene Wunden zierten den Hals und den Oberkörper. Das Fleisch an Armen und Beinen war verfault und der gesplitterte Knochen brach heraus. Mit einem lauten Knall schlug Lucien die Tür wieder zu. „Was zur Hölle?“ schrie er.

Das, was er gerade gesehen hatte, war nichts menschliches und wenn es doch etwas in der Art war, dann war es schon seit mehreren Wochen tot. Einen kurzen Augenblick war es still, so still, dass Lucien seinen eigenen Herzschlag hören konnte. Der Schreck saß tief und als von außen etwas dumpfes gegen die Tür hämmerte, kehrte er wieder.

Lucien sprang von der Tür weg und griff nach seinem Stab, den er unter das Bett gelegt hatte. Mit einem lauten Krachen ging die Tür zu Bruch und das nach Tod und Verwesung stinkende Wesen kam herein gestürzt. Lucien reagierte schnell und schlug seinem Gegner mit einer halben Drehung nach Unten ein Bein ab. Unter seiner eigenen Last brach der Getroffene nun zusammen, als der gesplitterte Knochen seines anderen Beines nachgab. Auf dem Boden liegend kroch der Tote weiter und griff nach Luciens Füßen. Dieser aber holte aus und rammte seinen Stab in den Torso des Monsters. Augenblicklich fuhr ein golden schimmernder Impuls durch den Stab und lies den Körper explodieren.
Faulige Fleischteile flogen durch die Gegend als Lucien sich hastig umsah.
Der Kopf versuchte sabbernd und keifend sich Lucien zu nähern. „Igitt was ist das?“ er beobachtete das recht makabere Schauspiel des sich noch bewegenden Kopfes eine Weile, dann lies er auch diesen mithilfe eines kleinen Feuerzaubers explodieren. „Was zur Hölle ist hier passiert?“ er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus als er vorsichtig durch den Flur des Gasthauses schlich. Das Haus, das er als gut erhalten in Erinnerung hatte, sah verfallen und alt aus. Überall waren Löcher in den Wänden, die Bodendielen machten unangenehme Geräusche bei jedem seiner Schritte und überall roch es nach Tod und Verfall.

In der Eingangshalle angekommen, erwartete ihn ein weiteres Monster. Lucien erkannte es. Es trug die Kleidung der Hausdame des Gasthauses. „Bei allen Göttern....was ist geschehen?“ seine Frage wurde nicht beantwortet. Der verwesende Haufen, der einmal ein Mensch war, kam schlurfend auf ihn zu. „Bleib zurück!“ der Zombie hörte nicht auf ihn. Lucien sah keinen Ausweg. „Narr, verleih mir die Kraft! Licht!“ Lucien schrie auf und hielt seinen Stab nach oben. Funken sprühend bildete sich eine golden leuchtende Spitze an einer Seite des Stabes.
Die Magie verlieh seiner neuen Waffe Form und gab ihm Kraft. Mit einem einzigen Hieb schlug er dem Zombie den Kopf ab. „Agnia!“ aus seiner geschlossenen Faust schoss ein Feuerball und versengte den Zombie, sodass nur noch ein Haufen Asche übrig war.
Nachdem sich Lucien davon überzeugt hatte, dass in dem Gasthaus kein weiterer Zombie herumlungerte verschloss er die Eingangstür und schob zur Sicherheit einen Tisch und mehrere Stühle davor. „Was ist hier geschehen?“ dachte er sich immer wieder.

Er ging zurück nach oben und warf einen Blick aus einem der Fenster die dem Platz zugewandt waren. Er konnte einen Augen nicht trauen: Luran war nur noch eine Ruine. Ein Großteil der Häuser waren eingestürzt, niedergerissen oder ausgebrannt. Die wenigen die noch standen taten dies bestimmt nur noch bis zum nächsten Sandsturm.

„Das verstehe ich nicht, hier war gestern doch noch alles in Ordnung“ als wenn das nicht schon unheimlich genug gewesen wäre, schienen alle der Stadtbewohner Lurans zu Zombies geworden zu sein. Ziellos irrten sie umher. Manchen fehlten ganze Körperteile, andere waren schon so verfault, dass sie kaum mehr Haut an den Knochen trugen. Nur noch wenige trugen einige Fetzen ihrer Kleidung am Leib, eine Identifizierung war größtenteils nicht mehr Möglich. Lucien lies sich unter dem Fenster auf den Boden fallen. „Ich muss wissen was hier passiert ist“ im selben Moment kam ihm ein weiterer Gedanke „Ich muss zu Mei-Lin, vielleicht ist ihr noch nichts passiert“ er sah auf „Und wenn ich mich da durch kämpfen muss“. Als er sich seinen Plan jedoch etwas genauer überlegte, würde er, wenn er sich quer über den Platz metzeln würde, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit alle Zombies zu sich locken.

So beschloss er, sich seinen Weg über die noch verbleibenden Dächer zu Bahnen. Ein naher Schuppen war ein guter erster Landepunkt. So nahm er Anlauf und sprang aus dem Fenster, über die Straße auf das Dach des Schuppens, behielt dabei aber seinen Stab, dessen magische Spitze einen goldenen Streifen hinter sich her zog, immer in der Hand. Seine Füße leuchteten violett als er sich aufrappelte und nach einem weiteren Dach Ausschau hielt. „Dieser Sprungzauber ist echt nützlich und ich dachte ich brauche ihn niemals“ als er mit einem Satz auf eine zerfallene Mauer sprang, bemerkte er nicht, dass die Bewohner Lurans ihn genau verfolgten.
Kein Wind wehte. Kein Geräusch drang aus der toten Stadt an Luciens Ohren, bis er aufhorchte. Etwas schleifte über den Boden unter ihm. Steine bröckelten. Er sah sich um. Die Zombies, die bis vor kurzem noch über den Platz schlichen wie rastlose Seelen, hatten sich um die zerfallene Mauer versammelt, auf der er stand.
Einer versuchte zu ihm herauf zu klettern. Lucien reagierte schnell und schlug dem Kletterer den Kopf ab und stieß ihn hinunter. Er sah sich um, als es ihm eiskalt den Rücken herunter lief. Umringt von einer ganzen Horde von Menschen, beziehungsweise von toten Menschen, war das Einzigste was er hörte, war sein eigener Herzschlag und das rasseln seines Atems. Er überlegte fieberhaft, wie er die Zombies abschütteln könnte. Wenn er aufs nächste Dach springen würde, würden sie ihm folgen, wenn er hier bleiben würde, würden sie irgendwann bei ihm auf der Mauer stehen, denn schon versuchte die nächsten zu ihm herauf zu kommen. Denen, den es gelang, in Reichweite seiner Waffe zu kommen, wurden mit einer Enthauptung belohnt.

Nach einiger Zeit bekam Lucien eine Idee. Der Plan, der ihm vorschwebte, würde ihm ein wenig Zeit verschaffen, vielleicht nicht genug Zeit, aber er müsste es versuchen. Mei-Lin zu finden und zu retten hatte oberste Priorität. Nachdem er einem weiteren mutigen Zombie abgewehrt hatte, nahm er einen kleinen Stein und warf ihn auf den Platz. „Hey ihr stinkenden Freaks, schaut mal da!“ ein grünlicher Nebel entsprang Luciens Augen und umhüllte den kleinen Stein. Mit einem leichten Flackern erschien ein Trugbild von Lucien über dem Stein. Die Zombies ließen sich täuschen und schlurften zu dem Trugbild, welches fröhlich pfeifend auf und ab hüpfte.
Lucien nutzte seine Chance und sprang von der Mauer herunter, nur um im selben Augenblick mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung Mei-Lins Haus zu rennen. Sobald er zu weit von dem Zauber weg wäre, würde er seine Wirkung verlieren, es war also Eile geboten. Er erreichte Mei-Lins Haus. Die Tür war eingestürzt, hielt aber Luciens Gewicht nicht stand als er diese ein rannte. Sowohl ein Tisch als auch ein Stuhl fielen ihm noch zum Opfer, bis er seinen Sprint gebremst hatte. Hastig sah er sich um. Aus der Küche drang ein ekelhafter Gestank. Der Topf war übergekocht und ein grünlicher Schleim bedeckte die Wände des ganzen Hauses. Schnell, aber vorsichtig ging Lucien die Treppe hoch, da hörte er ein lautes Ächzen.
Er wirbelte herum. Hinter ihm stand die Mutter von Mei-Lin, zumindest das was davon übrig war. Ihre Kleider waren zerrissen und von getrocknetem Blut überströmt. Ihre Kehle war weit aufgerissen und kleine Maden zitterten in ihren offenen Wunden umher. Ihre Augenhöhlen waren leer und der Schädelknochen war durch den leeren Schädel sichtbar. Lucien wich einige Schritte zurück, dann stieß er zu.
Die magisch verstärkte Spitze seines Stabes fraß ein großes Loch in den fauligen Leib des Zombies und trat am seinem Rücken wieder heraus. Mit einem wuchtigen Schlag hob Lucien den noch aufgespießten Zombie nach oben und schmetterte ihn gegen die Wand.

„Orkan!“ rief er. Sogleich entfuhrt dem Stab eine Druckwelle die sich spiralförmig ausbreitete. Der Zombie wurde von ihr in alle Himmelsrichtungen verstreut und Lucien setzte seine Weg fort.
Die Tür zu Mei-Lins Zimmer war in einem erstaunlich gutem Zustand und als Lucien sie öffnete, erblickte er dasselbe, unberührte Kinderzimmer, das er am Vortag gesehen hatte. „Mei-Lin?“ er suchte das Zimmer ab „Mei-Lin wo bist du?“ er wurde an einem mit Stofftieren voll gestopften Kinderbett fündig. Ein Mädchen mit langen braunen Haaren und einem gelben Kleidchen kauerte verstört auf dem Bett.
„Mei-Lin?“ er kam fragend näher. „J-J-J-Ja?“ ihr Gesicht war blass und sie starrte mit einem leeren Blick die Wand an. „Was ist hier passiert? Was ist mit den Bewohnern, warum sind alle tot?“ als er nach einiger Zeit keine Antwort bekam wollte er sie am Arm greifen und einfach in Sicherheit bringen, aber ihm wurde ein kräftiger Schlag versetzt „Aua, warum lässt du dir nicht helfen?“ „H-H-Helfen“ „Ja dann stoppe diesen Schutzzauber, dann werde ich dich von hier fort bringen“ „Nein...alles aus, alle sind tot“ sie schaute ihn mit Tränen in den Augen an. „Warum sind alle tot?“ „D-Die Räuber“ „Ich dachte die waren noch gar nicht...“ Lucien erschrak, als er aus dem Augenwinkel etwas im Türrahmen sah. Es war einer der Zombies. „Agnia!“ der Zombie fing Feuer als Lucien einen Zauber über ihn aussprach und hastig die Tür verschloss. Zur Sicherheit stellte er alle vorhandenen Möbel vor die Tür, dann kniete er sich wieder vor Mei-Lins Bett. „Was ist mit den Räubern?“ „S-S-Sie sind alle tot...“ „Das ist doch gut“ „Alle tot...“ „Und was ist mit den Bewohner von Luran passiert?“ „Sie sind alle tot...“ Mei-Lin sah den rothaarigen Lucien ungläubig an. „Sie haben sie alle getötet...“ „Ach du....“ ein lautes Krachen lies Lucien aufhorchen. „Verdammt die wollen hier rein. Mei-Lin, ich bitte dich, komm mit mir!“ sie hörte ihm nicht zu und starrte an die Wand „Ich konnte sie nicht beschützen...ich will alles gut machen“ „Es ist zu spät, jetzt lass uns verschwinden!“ „Ich will es doch nur gut machen...sie sollen wieder leben...“ langsam begann Lucien zu begreifen.


Der Angriff der Räuber hatte schon längst stattgefunden. Wahrscheinlich noch bevor der Bote Lahe erreicht hatte. Mei-Lin hatte beeindruckende Kräfte, aber es hatte wohl nicht ausgereicht um das schutzlose Luran zu verteidigen. Als kleines Kind musste sie wohl mit ansehen wie ihre ganze Familie dahingemezelt und die Stadt die sie beschützen sollte niedergebrannt wurde. Aus Trauer und Verzweiflung heraus hatte sie wohl versucht die Bewohner von Luran wieder ins Leben zurück zu rufen und mithilfe einer Illusion die Stadt wieder so erscheinen zu lassen, wie sie vorher war. Sie war tatsächlich eine sehr mächtige Zauberin...

Bild des Benutzers Koronius

Während Lucien die Situation realisierte, waren die Zombies schon fast durch die Tür gebrochen. „Mei-Lin, wir müssen gehen! Jetzt!“ er versuchte erneut sie zu bewegen, wurde aber erneut von dem Schutzzauber zurück geworfen „Es hat keinen Zweck, Luran ist verloren, wir müssen hier verschwinden!“ „Es ist alles hin...“ Mei-Lin stotterte leise schluchzend etwas vor sich hin, da gab die Tür nach und die Zombies kletterten über die Möbel die Lucien als Hindernisse aufgebaut hatte.

„Mei-Lin, bitte wir müssen von hier fort!“ „Mama, wo ist meine Mama?“ sie sah sich mit feuchten Augen um. „Deine Mama ist tot, jetzt komm schon!“ „Mama...“ Mei-Lin reagierte nicht mehr, egal was Lucien versuchte. Einige der Zombies waren nun schon im Raum und krochen auf Lucien zu „Mei-Lin!“ brüllte Lucien und zerlegte die ersten Ankömmlinge. „Valia!“ Luciens Hand entsprang ein gewaltiger Wasserstrahl der ein gutes Dutzend der Zombies durch die nächste Wand jagte. „Mei-Lin!“ er fuhr herum, aber Mei-Lin lag auf ihrem Bett, in sich selbst versunken, umgeben von einem schwarzen Schleier. „Verdammt nochmal!“ er drehte sich um. Die Zombies kamen immer näher und würden ihn bald umzingelt haben. Was sollte er tun? Sein Leben aufs Spiel setzen um Mei-Lin zu retten? Er versuchte es noch einmal. „Mei-Lin!“ keine Antwort. Es schien auch als würden die Zombies sie völlig ignorieren. Alle waren nur an Lucien interessiert.

Noch einmal wehrte er einen angreifenden Zombie ab und zerschlug diesen mit einem gekonnten Seitwärtshieb seines Stabes. Dann fasste er einen Entschluss. „Na wartet ihr wandelnden Müllsäcke“ er richtete die Spitze seines Stabes auf den Boden „Urvia!“ dem Stab entfuhr ein gewaltiger Energiestrahl der auf den Boden schlug und Lucien durch das Dach schleuderte. Der Schlag betäubte ihn kurzzeitig, aber seine Sinne kehrten rasch zurück. Der Fallwind hatte seine Haare wild umher geworfen als er weit Abseits der Stadt Luran sicher am Boden ankam. Die kleinen Flügelchen seines Flugzaubers verpufften mit einem leisen „Plopp“. Er sah in Richtung von Luran.

Er schulterte seinen Stab und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein langes Haar. Die magische Spitze seine Stabes verblasste zunächst und verschwand dann ganz, als er seine Schritte von Luran fort bewegte und in die Richtung ging, wo er die Präsenz seines Meisters spürte, denn das konnten alle Jünger des Narren.

Es war früher Mittag, als der modrige Gestank aus Luran verschwand und die Sonne wieder anfing zu scheinen...

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~*~ Wer bis hier kommt respekt^^ Ist schon was länger, ich hoffe sie gefällt euch. Bitte dennoch um konstruktive Kritik~*~

Danke fürs lesen