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Gespeichert von Skynex am 21. Januar 2008 - 12:08
(letzte Aktualisierung: 2. Juli 2018 - 20:19)

Wichtig: Dies ist eine von mir erdachte Fan Geschichte und hat keinerlei Relevanz zu Talon, Plots oder anderen Con/Larp betreffenden Dingen. Sie dient einzig der Veranschaulichung meines Spiels und eurer Unterhaltung.
Es sind wieder einmal Tiere beim schreiben zu Schaden gekommen.

Da saßen sie nun, junge, unerfahrene Jäger. Viele hatten ihren Bluttest gerade erst bestanden und trugen frische Insignien ihres Stammes. Wölfe, Bären und Falken, von jedem Stamm waren welche hier. Sie saßen mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Boden, ihre Waffen locker in Schoß oder Hand, überragt nur von dem ergrauten, alten Schamanen, der auf einem Baumstumpf vor ihnen saß.

Seine trüben Augen blickten in hell strahlende, vor Eifer glänzende Augenpaare. Die Sonne schickte sich gerade an, ihren Zenit wieder zu verlassen. Sobald diese Scheibe den Horizont berühren würde, begann die Schlacht auf dem Feld. Schlacht, ein Wort der Parias. Ein Kampf zu einem festgelegten Zeitpunkt und Ort. Keine ehrwürdige Jagd, in der der Jäger sein Können unter Beweis zu stellen vermochte.

Er hatte ihnen die Geschichte seines ersten Kampfes gegen das Unvolk, gegen das Archonat erzählt, vom Tod des Häuptlings der Häuptlinge Weylin und der mühsamen Wegbereitung seiner Bestattung. Nach den Schilderungen der Schlacht kam der Teil, der die Jäger und die Angehörigen der Falken im Besonderen aufhorchen ließ.

„Und nun, lasst mich erzählen, wie es Sokól dem Märtyrer gelang, die Insignie des Häuptlings der Häuptlinge zu erobern. Ich lag nur wenige Schritte neben ihm, als er gefällt wurde von mächtig geführten Axthieben. Trotz der schrecklichen Wunde in seinem Brustkorb, verließ sein Geist nicht den Körper. Ich fühlte, wie das Leben aus unseren Körpern zu weichen begann, ich hörte, wie unser Atem wie Donner klang. Und ich sah die Geister. Sie umringten uns, die Geister der Ahnen, beobachteten unser Treiben, unser Handeln, unseren Kampf ums Überleben. Und ich sah die heiligen Geister der drei Stämme.“

Wie es immer geschah, ging auch diesmal wieder ein erstauntes Raunen durch die Menge seiner Zuhörer. Es war schon etwas besonderes, wenn man Vertreter der heiligen Tiere im Wald traf, oder wenn ein Schamane mit einem der Geister sprach, aber das Zusammentreffen aller Geister war stets ein besonderes Zeichen. Der Schamane wartete einige Augenblicke, bis sich die Aufregung wieder gelegt hatte, bevor er fortfuhr.

„Wie ihr bereits jetzt schon ahnt, war dies einer jener Augenblicke, die von solcher Wichtigkeit sind, dass sie noch in Jahren an Lagerfeuern erzählt werden würden. Es war, als würden die Geister die Zeit selber im Fluss der Dinge verlangsamen, alles geschah erheblich langsamer. Ich sah, wie der schwarze Zauberer in seiner widernatürlich gefärbten Robe auf Sokól zuging, sah die Jäger in Bäumen und Büschen, wie sie ihre Pfeile auf das Unvolk niedergehen ließen und ich sah Jäger sterben, durchbohrt von den Waffen der schrecklichen Kreaturen.

Der Zauberer hielt etwas in die Höhe, verkündete Worte voller Hohn und Spott. Ich vermochte nicht, sie zu verstehen, doch erkannte ich die Insignie des Häuptlings der Häuptlinge. Und er beugte sich über den sterbenden Sokól und tränkte das Zeichen in dem Blut des Jägers. Dies war der Augenblick, in dem die Zeit vollends zum Stillstand kam. Pfeile hingen in der Luft, Blut hörte auf zu fließen, ich vernahm weder meinen eigenen Atem noch das Schlagen meines Herzens.

Der Geist des Falken machte den Anfang, hauchte den schwarzen Zauberer an, rote Magie wand sich um dessen Kopf und trübte seinen Blick für die Wirklichkeit. Es folgte der Geist des Bären, der ihn anhauchte und ockerfarbene Magie umschlang das Handgelenk, dass die Insignie hielt und nahm ihm seine Kraft. Zuletzt hauchte der Geist des Wolfes, grüne Magie verschlang den schwarzen Zauberer, trennte ihn von seinem Rudel, ließ die Kreaturen des Unvolkes scheinbar verblassen.

Dies war Sokóls Moment, seine Entscheidung würde über die Zukunft entscheiden. Sein Leben für das Wohlergehen der drei Stämme. Die Geister der Ahnen waren überall, kamen näher, wollten diesen wichtigsten aller Momente nicht verpassen. Und Sokól ergriff seine Gelegenheit.

Mit einer Ruhe, wie sie nur jemand haben konnte, der wusste, dass sein Ende nah war, ergriff er die blutige Insignie, dann führte er seine Hand tief in die eigene Wunde, holte sein Herz hervor und legte es als Austausch in die Hand des schwarzen Zauberers. Seine Hände sanken zurück, wo sie gelegen hatten, die Insignie fest umklammert. Mit einem Lächeln, wie es nur ein Falke zustande bringen konnte, der einen letzten entscheidenden Sieg errungen hatte, trennte sich sein Geist vom Körper.

Stolz und prächtig stand er über seinem Körper, sich vollends seines Todes und seiner Taten bewusst. Er schritt über das Feld, hinüber zu seinem besten Freund, Arnal, den man später den Rächer nennen würde. Sein Geist umarmte seinen Freund, verabschiedete sich von ihm und eine einsame Träne rann Arnal die Wangen hinab. Dann kam er auf mich zu, hockte sich neben meinen zerschlagenen Körper. ‚Erzähle meine Geschichte Ákos. Lass die drei Stämme wissen, dass ein Falke sein Leben gab, um die Einheit zu wahren.’ Ich war nicht fähig etwas zu erwidern, musste schweigend mit ansehen, wie er sich abwendete, den drei heiligen Geistern folgend, um mit ihnen in die Geisterwelt überzugehen.

Und mit einem Schlag war es vorbei, Lärm drang von allen Seiten auf mich ein, mein Körper brannte vor Pein durch Wunden und über den Verlust eines guten Freundes, doch alles wurde übertönt von dem schmerzlichen Schrei von Arnal dem Rächer. Er spürte, dass er etwas verloren hatte, wusste aber noch nichts über den Tod seines Jagdgefährten. Dies war der Augenblick, in dem er zu dem unerbittlichsten Jäger wurde, der jemals diese Welt beschritten hatte. Keine Klinge vermochte ihn zu treffen, keine Magie ihn zu stoppen, sein Speer, sein Dolch, seine Pfeile trafen stets die schwächsten Stellen des Gegners. Eine Kreatur nach der anderen wurde von ihm gefällt, eine Schneise des Todes.

Der schwarze Zauberer floh, zu blind für die Geschehnisse um ihn herum, zu schwach, seine Chancen zu ergreifen, zu überheblich, um mit seinem Rudel zu sein. So verschwand er mit seinen verbliebenen Kreaturen in der Dunkelheit, dicht gefolgt von Arnal. Sie würden ihn nicht sehen, sie würden ihn nicht hören und niemand würde erfahren, woher der Speer, der Dolch oder der Pfeil kam, der ihre Leben vom Körper trennen würde. Und er kehrte zurück, unverletzt und besudelt mit dem Blut der Mörder seines Freundes. Er brachte das Herz Sokóls mit, damit sein Freund als Ganzes bestattet werden konnte.

Nach der Trauer, der Bestattung, dem Abschied zog er los, wie es Tradition bei den Falken war… allein. Es waren keine Felle, Trophäen oder sonstigen Jagdziele, die ihn antrieben. Seine Jagd galt der Rache, Rache für die Toten, die wir zu bestatten hatten, Rache für den Schmerz, den wir ertragen müssen.“

Der Schamane seufzte schweren Herzens, schloss die Augen, um den bohrenden Blicken seiner Zuhörer zu entgehen. Was nun kam, fiel ihm immer wieder am schwersten. Mit schleppender Stimme setzte er fort.
„Also nehmt euch ein Beispiel an Sokól, der sein Leben für die drei Stämme gab. Nehmt euch ein Beispiel an Arnal, der seine Fähigkeiten kennt und nutzt und nehmt euch zuletzt ein Beispiel an mir, der noch lebt und sein Wissen an die Nachkommen weitergibt. Kämpft nicht für Ehre und Ruhm wie die Parias. Kämpft nicht um Beute wie die Jäger mit dem Wild. Kämpft um euer und unser Überleben, wie die Beute sich und ihre Jungen gegen den Jäger wehren wird.“

Dann entließ er sie. Viel zu enthusiastisch zogen sie los und bald schon würde er die meisten von ihnen wiedersehen. Niedergeschlagen machte er sich zum Ritualplatz auf, wo bereits die beiden ergrauten Schamaninnen vom Stamm der Wölfe und der Bären auf ihn warteten. Es galt, die Bestattungen für den Abend nach dem Kampf vorzubereiten…

Verlorene Erzählungen der Falken über den Kampf gegen das Unvolk

Kommentare

Bild des Benutzers Carmen Greenwood

Mir fehlen die Worte!

Bild des Benutzers Skynex

Hoffentlich im positiven Sinne 8)

Bild des Benutzers Sisgards

absolut! Sehr schön ^^

Bild des Benutzers Nata

Das ist total genial geschrieben! Wow! *.*

Bild des Benutzers Mera

Ich habe ja meine Zweifel, ob Ákos, Bre und Raksha so lange überleben. Aber wenn, dann werden sie genau das tun, was du geschrieben hast: Die Erinnerung bewahren, von den Helden berichten, die Traditionen hochhalten.
Schöne Nach-Con-Erzählung! :D

Bild des Benutzers Skynex

Alt bin nur ich, ihr seid ja nur ergraut :P

Bild des Benutzers Ferdinand

Wow, Kai, phantastisch geschrieben! Ich musste die Geschichte direkt zwei mal lesen, so cool ist sie! Das einzige, was noch cooler war, war die Szene am Samstag Abend zu spielen. Wir brauchen jetzt nur noch jemanden, der bis zum Days 3 ein Lied darüber schreibt.

Schreibst du öfter sowas wenn du krank bist?

Bild des Benutzers Mera

Sokóls Heldenlied

Ich bin Raksha vom Rudel der Wölfe
Für die Einheit des Volks steh ich ein
Drum kann ich singen vom Stamme der Falken
Kann Bewahrer der Erinnerung sein

Ákos, der Schamane der Falken
Berichtete mir von der Schlacht
In der die Stämme gemeinsam gefochten
Fast unterlegen der feindlichen Macht

Von den Führern des Unvolks gestohlen
Für die Schlacht, die uns fremd, erst der Grund
War das Zeichen des Häuptlings aller Stämme
Das Symbol für den bröckelnden Bund

Es ist nicht die Weise der Jäger
Sich in der Schlacht dem Feinde zu stell’n
Es geziemt sich viel eher fürs Rudel
Die Beute lachend aus der Ferne zu fäll’n

Und so wurde der Kampf zum Verhängnis
Unsre Jäger erlitten viel Schmerz
Und Sokól, tapfren Jäger der Falken
Traf die Klinge des Feindes ins Herz

Der böse Geistersprecher vom Unvolk
Trat zu Sokól und er sprach
Einen Fluch auf das Zeichen des Häuptlings
Auf dass es den Stammesbund brach

Der böse Zaubrer des Feindes
Tauchte das Häuptlingszeichen ins Blut
Das in Strömen von Sokóls schweren Wunden
Floss und mit ihm Sokóls Lebensglut

Doch Sokól war durch den Willen der Geister
Die den Stämmen seit jeher beistehn
Noch am Leben; Ákos sagt, er konnte
Das Licht des Lebens noch in ihm sehn

Und die Geister irren die Sinne des Zaubrers
Und Sokól nimmt das Zeichen, es ist sein
Sein eignes Herz reißt er sich aus der Wunde
Schiebt das Häuptlingszeichen hinein

Die Geister verlassen den Zaubrer,
Mit dem Herz in der Hand rennt er fort
Sokól stirbt als Held unter Brüdern
Sein Freund Arnal schwört Rache sofort

Keine Klinge kann den Rächer verletzten
Seine Rache ist edel und gut
Seine Pfeile töten den Zaubrer
Er vergießt vieler Feinde Blut

So hat es Ákos mir berichtet
Die Tat des Helden soll bewahrt sein
Ich bin Raksha vom Rudel der Wölfe
Für die Einheit des Volks steh ich ein

© Mera 21.01.2008

Bild des Benutzers Mone

Ihr seid toll! :D

Bild des Benutzers Skynex

Geil :)

Ich mache mir generell solche Gedanken sehr oft, aber nicht immer habe ich die Muße, sie gut zu Papier zu bringen. Und ich bin sehr froh, dass sie so gut angekommen ist.

Bild des Benutzers Mone

Du solltest das definitiv öfters tun, Kai!

Bild des Benutzers Skynex

Dann hoffe ich, dass mein "Eye of the Spider" bald vom Lekturieren zurück kommt :)

Bild des Benutzers Sisgards

*sich schon mal zum Lesen anmeldet*
Auf jeden Fall, kann Simone nur zustimmen; Schreib so etwas öfters!

Bild des Benutzers Jan

wow einfach der hammer...
ich finde keine passenden worte um das zu beschreiben - so super is es - deshalb lass ich es auch

Bild des Benutzers Carmen Greenwood

Ihr seid einfach cool! Wie gesagt mir fehlen die Worte um meiner Begeisterung/Ergriffenheit ausdruck zu verleihen!!!! Ich bin schwer beeindruckt!

Bild des Benutzers Skynex

Nochmals danke an alle für das schöne Lob :)
Da bekommt man doch glatt Lust, sowas wirklich mal öfter zu machen.

Bild des Benutzers Mone

Das war der Sinn der Sachen. ;)
Im Grunde genommen sind wir alle total egoistisch und wollen nur mehr spannende und berührende Literatur lesen. Da muss man den Leuten eben mal wat Honig ums Maul schmieren. :lol:

Bild des Benutzers Constantin

Kai, ich mag Deine Sachen... schreib mehr!